Anlässlich der Ausstrahlung der neuen Staffel des Kriminalisten spricht Christian Berkel mit Rainer Vogt in der Berliner Morgenpost auch über den Tod von Frank Giering und offenbart, wie sehr ihn dieser Verlust persönlich getroffen hat. »Frank zu verlieren, als Mensch und als Kollegen, ist ein riesiger Verlust. Er ist auch nicht zu ersetzen. Jeder Mensch ist eine eigenständige Persönlichkeit, insofern eine Farbe, die nicht wiederholbar ist. Aber bei jemandem wie Frank trifft das doppelt zu, weil er ein ganz besonderer Mensch war. Es war eine kluge Entscheidung der Produktion, jetzt nicht jemanden finden zu wollen, der so ähnlich ist wie Frank Giering, sondern nach einem ganz anderen Typus zu suchen.«
Die ganz eigene Art und Weise, mit der Frank Giering seine Figuren zu spielen verstand, machte die Zusammenarbeit mit ihm für Christian Berkel zu etwas ganz Besonderem. »Er hat diese Figur auf eine ganz eigene Art und Weise gespielt. Allein wie er Sätze gesprochen hat, das macht ihm keiner nach. In seiner Art zu spielen und zu arbeiten war er gar nicht kalkulierbar. Gerade das hat die Zusammenarbeit mit ihm zu etwas ganz Besonderem gemacht ...« Und auch zu etwas sehr Inspirierendes, wie Berkel weiter ausführt. »Ich bin als Schauspieler sehr abhängig von den Leuten, mit denen ich spiele. Wenn vom Gegenüber nicht viel kommt, bremst mich das im Grunde genommen aus. Frank hatte etwas Inspirierendes. Er war niemand, der in die üblichen Schauspielerfallen tappte. [...] Es gibt Kollegen, die in solchen Sidekick-Rollen, also wichtigen Nebenrollen, den Fehler machen, immer das Gleiche tun zu wollen wie die Hauptfigur – aus Angst, sonst nicht genug im Film vorzukommen. Sie versuchen zum Beispiel, immer dasselbe Tempo zu spielen wie die Hauptfigur. Wenn diese langsamer wird, werden auch sie langsamer. Und das ist genau verkehrt! Es funktioniert wie in der Musik: Du brauchst immer einen Kontrapunkt. Und Frank war immer kontrapunktisch.«
Aber obwohl Frank Giering in seinem Beruf keine Konflikte gescheut habe, lag er in seiner Einschätzung immer genau richtig, wie Berkel ausdrücklich betont. »Er lag aber auch meist intuitiv richtig. ›Intuitiv‹ klingt jetzt so, als hätte er das nicht bewusst gemacht. Er wusste sehr genau, was er tut, aber er musste dafür nicht lange nachdenken. Das war ein sehr großes Talent von ihm. Mit ihm zu spielen war so, wie wenn man zusammen Musik macht: Er spürte, mit welchem Ton er kommen konnte, wenn du ihm einen bestimmten Ton vorgegeben hast. Daraus entstand dann immer wieder etwas Neues. Nur so wird daraus auch ein Spiel.«
Berkel bestätigt zwar, dass die Sensibiltät und Melancholie, die Frank Giering ausstrahlte, am Set durchweg spürbar war, bestreitet aber, dass dies die Zusammenarbeit mit ihm in irgendeiner Weise negativ beeinflusst hätte. »Natürlich haben wir das immer gespürt und auch gewusst. Aber Frank war niemand, der seine wie auch immer geartete akute Problematik mit in die Arbeit hineingetragen hätte. Eher im Gegenteil. [...] Der Kriminalist war für ihn eine Art Familie und ein Fixpunkt. Die Arbeit hatte für ihn etwas von Verlässlichkeit. Deshalb kam er auch gerne, weil er wusste, dass da fast familiäre Strukturen stattfinden, die er sonst in dieser Form vielleicht nicht so hatte.«
Frank Giering selbst charakterisiert Berkel als einen sehr bewussten, intelligenten Menschen, »und nicht nur von einer intuitiven Intelligenz. Er konnte sehr genau Situationen benennen. Er hatte einen sehr präzisen Blick auf Menschen, er konnte mit wenigen Sätzen jemanden charakterisieren und traf dabei absolut ins Schwarze. Er war auch keineswegs nur ernst, sondern hatte einen sehr intelligenten, fixen und trockenen Humor.«
Ihr persönliches Verhältnis beschreibt Berkel als sehr eng und freundschaftlich. »Ohne jetzt Details nennen zu wollen, so standen wir doch in einem sehr engen Kontakt zueinander und haben uns auch viel geschrieben. Bei Frank musste man immer diesen Raum, in den er sich zurückzog, respektieren. Frank war niemand, mit dem man einfach so mal um die Häuser zog und sich in eine Kneipe setzte. Freundschaft ist, glaube ich, da stark, wo sie auch auf einer nicht unmittelbar verbalen Ebene funktioniert. Es können zwei Leute nebeneinander sitzen und etwas teilen, ohne zu sprechen«
Über diese private Freundschaft hinaus hat Beide auch eine »sehr ähnliche Vorstellung von unserem Beruf, von Qualität und auch davon, was wir erreichen wollen« verbunden. »Frank ist vielen als Einzelgänger erschienen, was er auf einer bestimmten Ebene sicherlich war. Deshalb mag es paradox klingen, aber ich habe wenige Menschen kennengelernt, mit denen ich so gut etwas gemeinsam machen und erreichen konnte wie mit Frank.«